Ungefähr 13 Prozent aller Hündinnen neigen zur Scheinträchtigkeit (Lactatio falsa), einem Verwirrspiel der Hormone. Sollte auch Ihre Hündin darunter leiden, können Sie ihr helfen.
Ungefähr acht bis zehn Wochen nach der Läufigkeit kann sich das Verhalten einer Hündin plötzlich ändern. Dies ist exakt der Zeitpunkt, zu dem sie nach einem erfolgreichen Deckakt ihre Jungen bekommen hätte.
Obwohl sie nicht gedeckt wurde, fängt sie an, sich genau wie eine trächtige Hündin zu verhalten: Sie baut Nester, verkriecht sich winselnd mit ihrem Spielzeug in ihren Korb, wird überanhänglich und schmusig.
Was ist Scheinträchtigkeit?
Bei einer Scheinträchtigkeit hat sich der ganze Organismus auf eine Schwangerschaft eingestellt. In der Hirnanhangdrüse wird wie bei trächtigen, auch bei der scheinträchtigen Hündin ein Hormon produziert, das Prolaktin. Dieses stimuliert über komplizierte chemische Prozesse verschiedene Funktionen im Körper.
Die veränderte Hormonsituation kann im Organismus der Hündin folgende Reaktionen auslösen :
- Verhaltensstörungen (Apathie, Aggressivität, Verteidigungsinstinkt)
- mütterliches Verhalten (Nestbauen, Beschützerinstinkt)
- unerwünschte Milchbildung und -sekretion
- Schwellungen oder Entzündungen der Milchdrüsen (Mastitis)
- eventuell Anzeichen von Bauchvergrösserung
- Woher kommt die Scheinträchtigkeit?
Die Ursachen der Scheinträchtigkeit sind noch nicht umfassend geklärt. Durch eine medikamentöse Unterdrückung der Läufigkeit kann es zu hormonellen Störungen kommen, die die Scheinträchtigkeit auslösen.
Die Scheinträchtigkeit kommt relativ häufig bei nicht-kastrierten Hündinnen vor. Man hat festgestellt, dass 50 bis 70 Prozent aller unkastrierten Hündinnen davon betroffen sein können. Oft sind jedoch die Symptome nicht stark ausgeprägt, sodass der Tierhalter eine Veränderung bei seiner Hündin feststellt, aber diese nicht klar einer Scheinträchtigkeit zuordnen kann.
Auch die Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken kurz nach soeben abgeschlossener Läufigkeit kann eine Ursache sein, aber hier gibt es die Option, dass dies nur noch dieses eine Mal vorkommt. Eine Wartezeit von zweieinhalb bis drei Monate nach Abschluss der Hitze ist daher ratsam.
Was kann man gegen die Scheinträchtigkeit tun?
Ist Ihre Hündin scheinträchtig, müssen Sie Ihr viel Geduld und Verständnis entgegenbringen. Spielsachen, die zum Welpenersatz geworden sind, sollen weggeräumt werden. Lenken Sie sie mit ausgedehnten Spaziergängen ab.
Verhindern Sie vermehrtes Lecken des Gesäuges, denn dies regt die Milchbildung an. Ziehen Sie ihr ein T-Shirt über und verknoten Sie es sorgsam. Unserer Hündin habe ich eine Strickwindel umgebunden und es klappte wunderbar. Vermehrte Milchbildung kann zur Entzündung der Milchdrüsen führen. Abhilfe und Linderung schaffen Sie, indem Sie das Gesäuge kühlen.
Einfach ein paar Eiswürfel zerkleinern und in ein Handtuch wickeln, und dieses dann am Bauch befestigen. Hilfreich sind auch kühlende Umschläge mit essigsaurer Tonerde.
Bei starker und übermäßig langer Milchproduktion gibt es mittlerweile auch Medikamente, die helfen, übermäßige Milchbildung zu unterdrücken.
Meist ist dann nach einigen Tagen das Problem beseitigt. Aber einzig der Weg zur Tierarztpraxis garantiert einen Erfolg, denn die Scheinträchtigkeit muss in jedem Fall behandelt.
Gefahren bei der Scheinträchtigkeit
Bei jeder Scheinträchtigkeit steigt die Gefahr, dass die Hündin an einer Gebärmuttervereiterung erkrankt. Auch entsteht durch diese ein erhöhtes Krebsrisiko bei der Hündin. Beide Folgeerkrankungen entstehen in den meisten Fällen erst nach dem sechsten Lebensjahr.
Neigt eine Hündin zur Scheinträchtigkeit, sollte sie dringend kastriert werden. Sie sollten zum Wohle des Tieres entscheiden und sich überlegen, wie Sie sich wohl selbst in einem so immer wiederkehrendem Zustand fühlen würden!
Unsere Hündin wurde gerade frisch kastriert, denn sie litt schon in der Läufigkeit (Durchfall, Erbrechen, Unruhe) und wurde natürlich prompt Scheinträchtig. Sie litt richtig und es tat uns in der Seele weh, sie so zu sehen.