Freilauf mit deinem Hund
Ein gut aufgebauter Freilauf bedeutet, dass dein Hund selbst ohne Leine auf dich achtet und bei Ablenkungen souverän bleibt.

1. Warum ein sicherer Freilauf wichtig ist
- Stabiler Grundgehorsam: Ein Hund, der auf primäre Signale (z. B. Sitz, Platz, Rückruf) zuverlässig reagiert, kann auch in aufregenden Situationen kontrolliert frei laufen.
- Bindung stärken: Der Freilauf bietet Freiheitsgefühl und stärkt die Beziehung zwischen Hund und Halter, weil der Hund lernt, sich freiwillig an dir zu orientieren.
- Stressfreie Spaziergänge: Wenn dein Hund abrufbar bleibt, reduzieren sich Risiken wie Weglaufen oder ungeplante Konfrontationen mit fremden Hunden oder Wildtieren.
2. Vorbereitungen: So legst du das Fundament
- Signale festigen
Stelle sicher, dass Sitz, Hier, Stopp und Platz in ablenkungsarmer Umgebung verlässlich funktionieren. Übe sie zunächst im Haus oder im Garten. - Impulskontrolle trainieren
Führe kurze Übungseinheiten ein, bei denen dein Hund warten muss, bevor er ein Leckerli oder Spielzeug erhält. Dies schult seine Selbstbeherrschung und erleichtert später den Freilauf. - Gesicherter Ort
Starte an einem eingezäunten Platz mit wenigen Reizen. So kann dein Hund sich frei bewegen, ohne Gefahr zu laufen, in unbekanntes Terrain zu flüchten.
3. Übergang zur Schleppleine
- Schrittweises Loslassen
Beginne mit einer Schleppleine von 5–10 Metern, damit dein Hund mehr Raum hat, sich aber noch unter Kontrolle befindet. - Frühzeitige Rückrufe
Achte darauf, deinen Hund zu dir zu rufen, bevor sich die Leine strafft. Das verknüpft den Rückruf nicht nur mit akuten Konfliktsituationen, sondern macht ihn alltäglich. - Blickkontakt belohnen
Immer wenn dein Hund den Augenkontakt sucht, lobe ihn und gib ihm ein Leckerli. Dieses positive Feedback verstärkt seine Aufmerksamkeit.
4. Freifolge: Übungen für mehr Orientierung
- Richtungswechsel
Während eures Spaziergangs ohne Leine oder mit loser Schleppleine wechsle bewusst die Richtung. Reagiert der Hund schnell darauf, belohne ihn. Das stärkt seine Orientierung an dir. - Stopps einbauen
Lass deinen Hund mitten im Freilauf stoppen, indem du ein klares Signal („Stopp“) gibst. Kommt er zum Stehen, erhält er Lob oder eine Belohnung. - Kurze Kommandos
Streue gezielt Sitz und Platz ein, selbst wenn dein Hund schnüffelt oder herumspringt. Durch ständig wechselnde Anforderungen bleibt er aufmerksam.
5. Begegnungen mit anderen Hunden
- Abstand wahren
Halte zunächst sicheren Abstand, vor allem wenn der fremde Hund angeleint ist oder unsicher wirkt. Beobachte die Körpersprache beider Hunde, um mögliche Konflikte früh zu erkennen. - Kontrollierter Kontakt
Nur, wenn beide Seiten es möchten, kann kurz Kontakt aufgenommen werden. Lasse die Hunde eher in Bewegung bleiben, statt sie frontal aufeinandertreffen zu lassen. - Alternatives Verhalten anbieten
Lenke den eigenen Hund durch ein Spiel, Suchaufgaben oder ein Kommando ab, falls er zu aufdringlich werden sollte. Eine sinnvolle Auslastung mindert ungezügeltes Begrüßungsverhalten.
6. Begegnungen mit Menschen
- Leinenpflicht beachten
In manchen Gebieten (z. B. Naturschutzgebieten) besteht Leinenpflicht. Informiere dich vorher, um Strafen zu vermeiden und Rücksicht auf Wildtiere oder ängstliche Passanten zu nehmen. - Keine unkontrollierten Sprünge
Siehst du von Weitem einen Jogger oder Kinder auf euch zukommen, nimm deinen Hund kurz zu dir, entweder an die Leine oder bei Fuß. So vermeidest du unerwünschtes Anspringen. - Ruhiges Abwarten üben
Lass deinen Hund an deiner Seite sitzen, während fremde Personen passieren. Belohne ruhiges Stillsitzen mit Lob oder einem Leckerli.
7. Häufige Herausforderungen
- Jagdtrieb
Siehst du Wild oder bemerkt dein Hund Spuren, interveniere frühzeitig mit einem Rückruf oder Ablenkung (z. B. Apportierspiele). Ein gut etabliertes Abbruchsignal („Nein“ oder „Lass es“) hilft ebenfalls. - Ressourcenverteidigung
Achte darauf, dass dein Hund bei gefundenen Futterresten oder spannenden Objekten im Gelände nicht aggressiv reagiert. Übe stattdessen ein Tausch- oder Ausgeben-Signal, um Konflikte zu minimieren. - Lärm- und Umweltreize
Manche Hunde reagieren unsicher auf laute Geräusche wie Fahrradklingeln oder Baustellenlärm. Ein ruhiges Heranführen an solche Reize bei niedriger Intensität schafft Vertrauen und beugt Panikreaktionen vor.

8. Den Freilauf schrittweise ausbauen
- Anfangs kurz halten
Lasse den Hund anfangs nur wenige Minuten deutlich von dir entfernt laufen. So vermeidest du, dass er zu weit vorausprescht und sich in etwas verrennt (z. B. Wildspur). - Regelmäßige Checks
Prüfe immer wieder, ob dein Hund auf Pfiff, Schnalzen oder seinen Namen augenblicklich reagiert. Geht die Aufmerksamkeit verloren, verringere die Freiheit kurzfristig wieder. - Steigende Ablenkung
Erhöhe den Schwierigkeitsgrad, indem du mal in belebtere Gebiete gehst oder Situationen mit häufiger Hundebegegnung übst. So festigst du das Gelernte auch unter größerer Ablenkung.
9. Wichtige Tipps zum Abschluss
- Langsame Steigerung: Jeden neuen Trainingsimpuls nur schrittweise erhöhen, damit dein Hund nicht überfordert wird.
- Ruhephasen: Plane ausreichend Pausen ein, damit dein Hund sich zwischendurch entspannen kann. Eine Überforderung kann sonst zu Fehlverhalten führen.
- Spaß behalten: Gestalte das Training abwechslungsreich, etwa durch Schnüffelspiele, kleine Tricks oder gemeinsames Rennen. So bleibt die Motivation hoch und die Bindung wird stärker.
Ein sicherer Freilauf fordert Zeit, Geduld und viel Übung. Achte darauf, die wichtigsten Kommandos solide aufzubauen, nutze eine gut dosierte Schleppleine zu Beginn und integriere regelmäßig gezielte Trainingseinheiten.

Bei Begegnungen mit Hunden oder Menschen ist ein vorausschauendes Management entscheidend, damit sich alle Beteiligten wohlfühlen. So entsteht ein harmonisches Miteinander, in dem dein Hund auch ohne Leine entspannt und aufmerksam bei dir bleibt.
Wenn du zusätzliche Quellen suchst, die sich mit dem sicheren Freilauf, Freifolgetraining und dem Umgang mit Hundebegegnungen beschäftigen, findest du thematisch passende Informationen beispielsweise hier:
- Dogstv: Freilauf Hund – Leine ab, Hund weg?
Beschreibt konkrete Regeln für einen strukturierten Freilauf, darunter das kontrollierte Ableinen und gezielte Ruhe. - Hundeerziehung.de: Von der Leine lassen – So trainierst du den Freilauf
Bietet einen detaillierten Leitfaden vom ersten Schritt mit Schleppleine bis zum echten Freilauf. - TASSO (Knigge für Hundebegegnungen)
Erklärt unter anderem, wie du mit deinem Hund im Freilauf sicher an angeleinten Hunden vorbeigehen kannst. - Tractive: Freilauftraining mit Hund – so klappt es
Geht darauf ein, wie man Schritt für Schritt den Freilauf einübt und verrät Tipps zur Schleppleinennutzung. - Martin Rütter: Regeln, um deinen Hund frei laufen zu lassen
Liefert klare Anweisungen, ab wann der Freilauf möglich ist und welche Signale sicher sitzen sollten.
Diese Seiten vertiefen das Training ohne Leine, die Impulskontrolle und das Management von Begegnungen.