Africanis Steckbrief/ Rasseportrait
Der Africanis ist eine sehr alte Hunderasse. Seine Wurzeln liegen in Afrika. Und daher hat er auch seinen Namen: Afrika + Canis = AfriCanis.
Geschichte
Genauer gesagt geht man davon aus, dass der AfriCanis vor ca. 7000 Jahren zunächst nur in Ägypten aufzufinden war. Zumindest gibt es frappierend ähnliche Bilder dieser Hunde auf alten Wandgemälden.
Die Zeichnungen zwischen den uralten Hieroglyphen zeigen unzweifelhaft den Vorfahren dieses schlanken, hochbeinigen Hundes. Sein lustig gedrehter Schwanz soll Grundlage für eine Hieroglyphe sein.
Immerhin soll es dann fast 4500 Jahre gedauert haben, bis der AfriCanis seinen Weg nach Südafrika gefunden hat. Dort soll er seit der Eisenzeit (ca. 500 Jahre vor Christus) anzutreffen sein.
Schon damals haben Hunde Menschen begleitet, auch dort in Südafrika. Die Hunde waren sowohl während der Jagd als auch beim Hüten von Weidetieren präsent und wurden dadurch domestiziert. Der AfriCanis galt jedoch keinesfalls als eigenständige Rasse.
Namen
Vielmehr hatte er viele Namen, je nachdem, bei wem er sich aufhielt, wurden ihm unterschiedliche Namen gegeben.
In Übersetzungen der letzten Jahrhunderte fand man den AfriCanis häufig unter der Bezeichnung Bantu-Hund, da man ihn häufig bei Bantu-Stämmen vorfand. Eine ähnliche Erklärung gibt es auch für den Namen Zulu-Hund.
In der damaligen Literatur wurde er auch Hottentotten-Hund oder Hottentotten-Jagdhund genannt.
Nicht mehr üblich, da als rassistisch geltend, war in Südafrika bis vor einigen Jahren die Bezeichnung KD, Kaffir Dog (übersetzt = Negerhund), inzwischen wird er im südafrikanischen Raum jedoch häufig als Mischlingshund benannt.
Interessant ist auch, wie ihn die Urbevölkerung selbst nannte: auf Suaheli sprach sich der AfriCanis so aus: ombwa wa ki-schen-ßi – auf Deutsch bedeutet das schlicht und einfach Töle oder Köter.
Verbreitung
Der AfriCanis ist heute über den ganzen afrikanischen Kontinent verbreitet. Und je nachdem, in welcher Umgebung man ihn findet, variieren auch seine Bezeichnungen. So heißt er in Mali „Chien du Nord“ und man findet ihn dort häufig als den Hüter und Beschützer von Schafen. Er soll Schakale abwehren, und das macht er auch meist sehr erfolgreich.
In Mauretanien ruft man ihn „Sahelien“ und in Ghana „Pipye-dog“. Auch wenn er überall unterschiedliche Namen hat, eines ist immer gleich: sein Aussehen.
Man kann ihn sich vorstellen wie einen Basenji, einen Sloughi oder Azawakh. Ein typischer Windhund eben oder ein Windspiel. Seine Nase ist spitz, sein Gesicht langgezogen mit gewölbter Stirn. Dreieckige Ohren – sie können aufgerichtet sein oder hängend.
Begegnet man diesen Tieren in ihrer natürlichen Umgebung in Afrika, dann sieht man einen wahrlich hitzebeständigen Läufer, oftmals so schlank, dass er fast verhungert wirkt.
Verstärkt wird dieser Eindruck durch einen großen, geräumigen Brustkasten – diese Hunde können sehr ausdauernd laufen. Daher auch die sehr langen Beine, ideal, um in dem heißen Klima schnell weite Strecken zurücklegen zu können.
Ansonsten trägt er alle Merkmale der eleganten, stolzen, feingliedrigen Laufhunde. Ein AfriCanis ist unverwüstlich: ausdauernd, agil und strapazierfähig, dabei extrem genügsam.
Fell
Eine einheitliche Farbe gibt es beim AfriCanis nicht. Sein Fell ist kurzhaarig und es kann einfarbig sein in vielen Farben, oder gefleckt in sämtlichen Schattierungen. Der Schwanz wird immer fröhlich aufrecht getragen. Die Größe der einzelnen Tiere kann stark abweichen.
Häufig findet man ihn als wilden Hund. Lebt er mit Menschen zusammen, dann gilt er als Hüte- oder Wachhund, mitunter auch als Jagdbegleiter.
Sein Leben in Afrika ist nicht leicht. Man toleriert ihn höchstens dann, wenn er für den Menschen von Nutzen ist. Die wilden Africanis sind jedoch schlecht gelitten, werden geschmäht und verjagt, häufig sogar geschlagen und mit Steinen beworfen. Man lässt diese Tiere grundsätzlich nie ins Haus. Und dennoch suchen diese Hunde immer wieder die Nähe der Menschen.
Obwohl auch die ersten Kolonialisten diese wilden Hunde verachteten, erkannten sie deren Potenzial und nutzten es für sich. Insbesondere die Furchtlosigkeit des AfriCanis brachte die Menschen auf den Gedanken, mit ihm zu züchten.
Und so kam es, dass der AfriCanis die Zuchtgrundlage für eine besonders edle Rasse bildet, die wir alle kennen: den Rhodesian Ridgeback.
Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts fand der afrikanische Hund größere Beachtung. Der bekannte und geschätzte Kynologe Johan Gallant erkannte in diesem afrikanischen Urhund eine eigenständige Rasse.
Er vertritt die Ansicht, dass die Wurzeln dieser Hunde in prähistorischen, wilden Rudeln in Arabien und Indien liegen.
J. Gallant hat zu diesem Thema ein spannendes Buch herausgegeben, das leider nur in englischer Sprache erschienen ist: Johan Gallant „The Story Of The African Dog“, Pietermaritzburg : University of Natal Press, 2002, ISBN: 1869140249 781869140243.
Gallant war es, der den AfriCanis in den Focus des Interesses brachte. Man erkannte, dass diese Hunde eine uralte, unverfälschte Geschichte haben.
War der AfriCanis sehr lange als verwilderter Verwandter von edlen, europäischen Rassehunden betrachtet worden, so musste man sich nun der Tatsache stellen, dass dem gar nicht so war.
Vielmehr ist der AfriCanis selbst eine der ältesten Landrassen auf der Erde überhaupt. Während tausenden von Jahren hat sich diese Rasse völlig unverfälscht entwickelt, nämlich nach natürlichen Selektionskriterien und frei von menschlichem Einfluss. Eine derartige Historie ist nahezu einmalig und bedarf der besonderen Aufmerksamkeit.
Im Zuge dieser neuen Öffentlichkeit erhielten diese Hunde denn auch ihren Namen und werden fortan unter der Bezeichnung „AfriCanis“ geführt.
Seit 1998 gibt es eine Vereinigung in Südafrika, die sich diesen Hunden verschrieben hat, die „Africanis Society of Southern Africa“.
[Anmerkung: Auf der Website finden Sie einige Bilder der Hunderasse]
Ziel dieser Vereinigung ist der Schutz der Hunde und der Erhalt des genetischen Erbes dieser wunderbaren Tiere.
In Europa findet der Africanis inzwischen auch Beachtung, eine Anerkennung als eigenständige Rasse durch den FCI erfolgte bisher jedoch noch nicht.