Bis man diesen Satz sagen kann, vergeht viel Aufregung. Dabei spreche ich nicht von den Argusaugen, die ständig auf der Hündin liegen.
- Sieht man schon was?
- Wird der Bauch dicker?
- Hat sich ihr Wesen verändert?- Oder kurz vor dem Wurftermin:
- Inspiziert sie die Wurfkiste und bleibt womöglich auch darin liegen?
- Untergräbt sie mit Leidenschaft die Obstbäume im Garten?
- Will sie im eigenen Garten nicht mehr bieseln?
Wenn man alles mit Ja beantworten kann, kann man sich einigermaßen sicher sein, das auch was kommt – nämlich Welpen.
Abana war so eine ganz spezielle Ausführung. Nicht zu übersehen war ihr dicker Bauch. Sie hatte verdammt viel Ähnlichkeit mit einem Hängebauchschwein und in den letzten Tagen wurden von ihr die Spaziergänge nur noch aufs Wesentliche reduziert. Unser Mirabellenbaum war nun komplett freigelegt. Die Kuhle, die sie gegraben hatte, war so groß, das sie darin bequem Platz hatte.
Aber wir hatten natürlich nicht vor, mit ihr dort ihre Welpen zu bekommen. Schließlich war es Anfang Mai und die Tage waren noch recht kalt, von den Nächten ganz zu schweigen. Wir versuchten also, ihr die Wurfkiste schmackhaft zu machen.
Aber das einzige, was sich darin tummelte war Theme, damals noch Welpe, und unsere Kater.
58. Tag: Wir fangen an, Abanas Temperatur zu messen. Die normale Körpertemperatur beträgt 38°. Geht die Temperatur runter auf +/- 36°, dann kann man innerhalb der nächsten 24 Stunden mit den Welpen rechnen.
Sie hat noch 38° und ist auch sonst noch vollkommen „normal“.
59. Tag: Wir messen weiter. Nichts tat sich. Mein Mann rief immer mal wieder aus der Firma an und fragte nach. Ich soll ja gleich Bescheid sagen, wenn sich was tut. Man sollte nicht meinen, das wir 3 Kinder und bis dahin 8 Würfe bekommen haben. Er ist jedes Mal aufgeregt, als wäre es das erste Mal. Die ganze Firma weiß Bescheid: Verläßt er fluchtartig die heiligen Hallen, kommen die Welpen. Aber, wie geschrieben, es tat sich nichts.
60. Tag: Die Temperatur ging runter. Abana wurde gegen Abend etwas unruhig und hechelte sich ein. Die Temperatur hatte dann den Tiefststand erreicht und ging langsam wieder nach oben.
Ab diesem Zeitpunkt lassen wir die tragenden Hündinnen nicht mehr alleine. Wir schlafen im Wohnzimmer, wo auch die Welpenkiste steht. Aber wir schlafen abwechselnd, im 3-Stunden-Rhythmus.
Abana hielt uns die ganze Nacht auf Trab. Hechelnd lag sie vor uns und alle halbe Stunde wollte sie raus. Da sich eine Hündin vor dem Wurf noch mal so richtig entleeren muss, zog ich mir (oder mein Mann) Jacke und Schuhe an und ab gings zu einem Spaziergang, natürlich immer mit Taschenlampe bewaffnet und ihr Hinterteil anleuchtend, denn es könnte ja sein, das ein Welpe kommt.
Aber sie machte nichts und es kam auch kein Welpe. Sie lief nur unruhig hin und her, als suchte sie was. Also ging ich wieder mit ihr rein, bis die halbe Stunde wieder um war und sie an der Tür kratze. So ging das die ganze Nacht und wir waren so richtig platt.
61. Tag:
Ihre Unruhe hatte sich immer noch nicht gelegt und es war auch kein Welpe in Sicht. Also ging mein Mann um 10 Uhr noch einmal mit ihr ausgiebig spazieren. Im Wald hatte er Probleme, das sie bei ihm blieb. Sie wollte in jeden Fuchsbau, den sie fand. Aber mit ihrer dicken Wampe passte sie da natürlich nicht rein.
Wieder zu Hause rannte sie auf die Terrasse und wollte sich doch glatt mit ihrem dicken Bauch durch das kleine Fenster unserer Welpenhäuschens zwängen. Aber das ging auch nicht.
Also legte sich unter den Tisch und war durch die Tischdecke fast nicht mehr zu sehen. „Hier bin ich und hier bleibe ich!“, gab sie uns zu verstehen.
Also gut. Wir hatten einen herrlichen Maitag. Die Sonne schien und in dieser geschützten Ecke brachte es die Sonne auf 25°. Sämtliche Gartenstühle wurden im Kreis um sie aufgebaut und mit Decken abgehängt, damit es wirklich windgeschützt war. Decken, Handtücher, Waage, Wiegetabelle, Wollbänder, um die Welpen zu kennzeichnen usw., alles wurde nach draußen gebracht und dann saßen wir da und warteten.
Geduld – wer die nicht hat, lernt es, wenn er Hunde züchtet.
Um 10 Minuten nach zwei kam dann endlich der erste Welpe und was wir auch noch nie hatten: sie warf ihn im Stehen – mir direkt in die Hände. Irgendwie war Abana noch irritiert und kam ihren Mutterpflichten nicht gleich nach. Also öffneten wir die Eihaut und rubbelten den Welpen mit einem Handtuch, putzten das Näschen frei und das so lange, bis wir merkten, das er frei atmete.
Dann hielten wir ihr den Welpen zum Abnabeln hin, d. h. wir legen den Welpen auf den Rücken in eine Hand und halten mit Daumen und Zeigefinger die Nabelschnur direkt am Welpen fest. Die Hündin frißt dann die Eihaut und weiter bis zur Nabelschnur und reißt sie dann ab. Wir halten den Nabel, damit die Hündin nicht vor Übereifer zu weit frißt oder zu fest reißt. Bei diesem Rüden blutete der Nabel noch nach. Also banden wir ihn mit einem Stück Sternzwirn ab.
Dann legten wir ihn gleich an. Abana beschnupperte ihn, aber so richtige Muttergefühle hatten sich noch nicht eingestellt.
Aber das kannten wir schon von anderen Würfen. Manchmal dauert es bis zum zweiten oder dritten Welpen, bis der Instinkt durchbricht und die Hündin weiß, was sie zu tun hat.
Nach dem dritten Welpen hatte sie dann den Bogen wieder aus und packte ihre Welpen selbst aus, putzte sie sauber, fraß die Eihaut und nabelte ab.
Es ist erstaunlich, wie schnell auch die Welpen wissen, was sie zu tun haben. Sie riechen sofort ihre Mama und robben unter ihr schützendes Fell und sie suchen auch direkt die Futterquelle. Die Milchbar hat eröffnet und schon geht es los.
In den nächsten 9 Stunden kamen dann noch 7 Welpen.
Die Pausen zwischen den Welpen verbrachten wie damit, den Welpen zu wiegen, alles zu notieren, genau zu betrachten (ob auch alles dran ist) und genossen einfach den Anblick von der Mutter mit ihren Babys. Sie ließ sich wirklich Zeit und spannte uns auf die Folter, denn mit jedem Welpen ist man gespannt, was wohl kommt.
Nach den ersten vier Rüden wurde uns schon ganz flau. Es werden doch wohl nicht nur Rüden sein? Wir hatten einige Interessenten für Hündinnen und die wollten wir doch nicht enttäuschen. Aber dann kam endlich auch eine Hündin! Aber das wars dann auch schon. Die nächsten drei waren wieder Rüden.
Um 6 Uhr, es wurde langsam kühl, packten wir die Welpen in einen Wäschekorb und brachten sie in die Wurfkiste. Abana folgte natürlich sofort ihren Babys und akzeptierte dann endlich ihr eigentlich zugedachtes Quartier.
Die Hündin nannten wir Happy, denn zwischen so viel Jungs …..
Während des ganzen Wurfes bleibt die Hündin in der Wurfkiste liegen. Nur bei ganz großen Würfen kann es sein, das sie mal zum bieseln raus muss. Das geht dann aber wie ein geölter Blitz.
Ist der letzte Welpe da, entspannt sich die Hündin, steht auf, begutachtet ihre gute Tat, beschnuppert alle, als wolle sie sie zählen, holt sich von uns ihr Lob ab und legt sich zu den Welpen, fällt förmlich um und schläft. Nachdem wir Ordnung gemacht haben und die Waschmaschine mit den ganzen Handtüchern und Decken geladen haben, fallen wir auch um.
Abana hatte sich wirklich den besten Tag ausgesucht. Genau eine Woche später – es waren die Eisheiligen – lag alles unter einer dicken Schneedecke.
Das war ein sehr gemütlicher Wurf. Ein für uns kleiner Wurf und das an einem schönen, sonnigen Tag. Normalerweise halten uns die Hündinnen die ganze Nacht auf Trap. Ich denke da an Ginger.
Mein Mann hatte sich gerade zu seinem 3-Stunden-Schlaf hingelegt. Es war 23.30 Uhr, ich hatte noch nicht geschlafen und ich war froh, das ein guter Film im Fernsehen kam. So konnte ich meine 3 Stunden gut überbrücken, wenn es noch nicht los gehen sollte.
Ihr fiel dann aber ein, das sie mich mit der Welpenkiste haben wollte und so saß ich ab 24 Uhr mit ihr in der Kiste und hörte nur den Film, weil ich von dort aus den Fernseher nicht sehen konnte.
Um kurz vor 3 Uhr kam dann die erste leichte Wehe und das erste Fruchtwasser ging ab. Nun konnte es ja nicht mehr lange dauern und ich beschloss, meinen Mann schlafen zu lassen, bis es dann wirklich los ging. Um 1/2 5 Uhr weckte ich ihn, weil die Wehen immer stärker wurden.
Der erste Welpe kam aber erst um 10 vor 6 Uhr. Die Nacht also erfolgreich und welpenlos herumgebracht, machten wir ohne Pause (und mit viel Kaffee) weiter.
Es dauerte genau 12 Stunden, bis dann alle 11 Welpen da waren.