Epilepsie bei Hunden

Als Epilepsie bezeichnet man die chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems im Gehirn die durch das wiederholte Eintreten von epileptischen Anfällen geprägt ist.

hund krank

Hunde erkranken ähnlich häufig wie Menschen an Epilepsie, etwa 1-2% aller Hunde sind von der Erkrankung betroffen, wobei einige Hunderassen eine stärkere Anfälligkeit aufweisen als andere. Doch auch wenn diese Krankheit gravierend ist, kann ein Hund mit angemessener Medikation ein sehr gutes Leben damit führen.

Was ist ein epileptischer Anfall

Ein epileptischer Anfall ist ein durch starke elektrische Entladungen verursachter Anfall der zu Funktionsstörungen des Gehirns führt. Diese plötzlich eintretenden Entladungen dauern meistens einige Sekunden bis zu wenigen Minuten an und treten in den Nervenzellverbänden oder gleichzeitig in beiden Großhirnhälften auf.

Je nachdem wo die Entladungen auftreten und in welchem Ausmaß sind Anfall leidende von Störungen der Motorik und sinnlichen Wahrnehmung, Störungen des psychischen Verhaltens und vegetativer Funktionen betroffen.

Epilepsie bei Hunden

Bei einem epileptischen Anfall wird außerdem noch in fokale Anfälle und primär generalisierte Anfälle unterschieden. Bei fokalen Anfällen findet die rasche Entladung in den Nervenzellverbänden statt, was von einer angeborenen oder erworbenen Hirnschädigung herrührt.

Bei primär generalisierten Anfällen finden die raschen Entladungen in beiden Großhirnhälften gleichzeitig statt, worauf meistens Bewusstlosigkeit beim Betroffenen folgt. Entzündungen des Gehirns, Vergiftungen oder Leber- bzw. Nierenerkrankungen können dazu führen.

Epileptischer Anfall beim Hund

Beim „klassischen“ Anfall liegt der Hund seitlich, seine Extremitäten schlagen ruckartig und unkoordiniert aus und er zeigt keine Reaktionen auf die Stimme des Hundehalters. Dabei kann es außerdem noch zu Inkontinenz und Fehlfunktion des Schließmuskels kommen, zusätzlich kann ein unkontrollierter Speichelfluss beobachtet werden.

In seltenen Fällen zeigen Hunde merkwürdiges Verhalten wie ständiges Laufen im Kreis oder Anbellen von nicht vorhanden Personen oder Gegenständen.

Von vereinzelt vorkommenden Anfällen ist das Leben des Hundes nicht bedroht. Wenn die Anfälle sich jedoch rasch wiederholen oder besonders lange andauern besteht Lebensgefahr für das Tier (weil zu viele Nervenzellen absterben) und intensive tierärztliche Behandlung ist umgehend einzuholen.

Verhalten vor einem Anfall.

Manche Hunde verhalten sich Stunden bis hin zu Tagen vor einem Anfall leicht anders als sonst, was meistens nur vom Herrchen oder Frauchen bemerkbar ist. Kurz vor einem Anfall geben manche Hunde gar keine Anzeichen zur Besorgnis, andere Hunde verkriechen sich, jaulen und/oder bellen oder suchen Schutz beim Besitzer.

..und nach dem Anfall

Nach einem Anfall bleibt der Hund meist desorientiert und erschöpft einige Minuten liegen. Das Aufstehen danach ist wackelig und wird gefolgt von einer Neuorientierung in seiner Umgebung. Manche Hunde haben erhöhten Hunger/Durst und der gesamte Zustand nach dem Anfall kann wenige Minuten bis hin zu einigen Stunden dauern.

Die Ursachen für Epilepsie bei Hunden

Epilepsie bei Hunden kann viele verschiedene Ursachen haben. Ausgelöst werden kann sie beispielsweise durch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Leber-/Nierenerkrankungen. Andere Auslöser sind Geburtsfehler (z.B. Shunt – Fehlbildung der Lebergefäße) Infektionskrankheiten und Vergiftungen.

Tumore, Hirnhautentzündungen oder andere Krankheiten des Gehirns können ebenfalls eine Epilepsie auslösen.

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In all den oben genannten Fällen tritt die Epilepsie sekundär auf. Sind alle Ursachen ausgeschlossen, liegt eine primäre Epilepsie vor. Hierbei liegt die Ursache für die Anfälle in den betroffen Nervenzellen selbst und ist vermutlich genetisch bedingt oder zumindest mitbedingt.

Durch einen Erbfehler beispielsweise können die Zellen besonders anfällig für Überreizung (die rasche Entladung, die zum Anfall führt) sein.

Ein besonders häufiges Vorkommen lässt sich bei Hunderassen wie Boxern, Golden Retrievern, deutschen Schäferhunden, Labrador Retrievern, Cockerspaniel, Pudeln und Anderen beobachten.

Die Diagnose

Bei Epilepsie führt der Tierarzt eine Ausschlußdiagnose durch. Hierbei ist eine sorgfältig dokumentierte Krankheitsgeschichte des Hundes sowie seiner Familie von großem Vorteil. Hat der Hund Verwandte, die ebenfalls unter Epilepsie leiden?

Solche Informationen sind sehr hilfreich bei einer Diagnose. Da der Tierarzt vermutlich selten bis nie einen Anfall des Hundes mitbekommt, empfiehlt es sich unter Umständen die Anfälle des Hundes mit einem Video zu dokumentieren.

Der Hund wird also zuerst auf die oben genannten Krankheiten/Infektionen/Geburtsfehler überprüft. Dabei werden neurologische Untersuchungen, Blut- und Urin untersuchen sowie Röntgenuntersuchungen durchgeführt, Ultraschall und EKG kommen ebenso zum Einsatz. Wenn hier keine Ursachen gefunden werden, wendet sich der Tierarzt dem Gehirn des Hundes zu.

Hier müssen Missbildungen, Tumore und Entzündungen ausgeschlossen werden. Dazu wird unter Narkose Hirnflüssigkeit zur Untersuchung entnommen sowie unter Umständen eine Magnet-Resonanz-Therapie oder ein EEG durchgeführt. Wenn bei diesen Untersuchungen wiederum keine Ursachen aufzufinden sind, wird der Tierarzt eine primäre Epilepsie diagnostizieren.

Behandlung von Epilepsie

Die Therapie der Epilepsie kommt auf die jeweilige Ursache an. Wenn eine Grunderkrankung wie zum Beispiel ein Shunt (s.o.) der Auslöser für die epileptischen Anfälle ist, wird logischerweise die Grunderkrankung bekämpft.

Bei einer primären Epilepsie mit einer hohen oder zunehmenden Anfallsfrequenz werden dem Patienten Arzneimittel (Antiepileptika) in einer Langzeittherapie verschrieben.

Antiepileptika heilen die Krankheit zwar nicht, jedoch mindern sie die Häufigkeit, Stärke und Dauer der Anfälle. Ein Krampfkalender sollte ebenfalls angelegt werden, der die Häufigkeit und Dauer der Anfälle dokumentiert.

Der herkömmlichste Wirkstoff der gegen Epilepsie eingesetzt wird ist Phenobarbital. Der Wirkstoff reichert sich im Blut an bis es nach zwei bis drei Wochen einen wirksamen Level erreicht hat.

Während der Therapie sind Kontrollbesuche beim Tierarzt notwendig, bei welchen der Phenobarbital-Wert im Blut des Tieres gemessen wird und eventuelle Änderungen an der Dosierung vorgenommen werden (beispielsweise wenn es zu keinen deutlichen Besserungen kommen sollte).

Die häufigsten Fehler bei der Therapie von Epilepsie beim Hund

  • Zu niedrige Dosierungen von Antiepileptika aufgrund von Angst vor Nebenwirkungen sind ein häufiger Fehler bei der Therapie von Epilepsie bei Hunden. Ebenso ist eine Überdosierung sowie eine ungleiche Dosierung grundlegend falsch und kann nicht zum Erfolg der Therapie führen
  • Fehlinterpretationen der zugrundeliegenden Informationen können zu frühem hinzufügen von zusätzlichen Antiepileptika oder einem zu zügigen Medikamentenwechsel führen
  • Vergessene oder unregelmäßige Medikamentenverabreichungen oder sogar der Therapieabbruch nach kurzzeitigem Fehlen von Anfällen kann zu Entzugskrämpfen führen

Direkte Hilfe beim Anfall

Für unmittelbare medizinische Hilfe während eines Anfalls verschreibt der Tierarzt schnell wirksame Medikamente wie beispielsweise Diazepam, die dem Tier als rektale Tube oder Zäpfchen verabreicht wird. Sollte der Anfall nicht abschwächen oder sogar noch stärker werden sollte es umgehend zum Tierarzt gehen.

Vorbeugung

Bei einer primären Epilepsie, also einer vererbten Erkrankung, lassen sich leider nur sehr wenige vorbeugende Maßnahmen treffen. Bei der sekundären Epilepsie allerdings, welche durch eine Grunderkrankung hervorgerufen wird, kann man dies Vorbeugen, indem man der Grunderkrankung vorbeugt (Nieren- und Lebererkrankungen sind eine häufige Ursache für sekundäre Epilepsie).

Lebenserwartung

Von Hunden die an Epilepsie erkrankt sind, zeigt sich etwa jeder fünfte Hund als resistent gegenüber der Therapie (wenn die Therapie optimal stattfinden).

Bei optimaler Therapie sieht der Hund sich keiner Beeinträchtigung seiner Lebenserwartung gegenüber.