Leptospirose Hund
Nein, dies ist nicht die Einleitung zu einem Kriminalroman. Dies ist leider die traurige Wahrheit über das Schicksal eines gerade vier Monate alten Cavalierwelpen, der mit viel Überlegung ausgewählt wurde und in eine nette Familie mit Kind einzog.
Gerade sechs wunderschöne Wochen lebte er dort bis zu seinem furchtbaren Tod. Der kleine Rüde war sehr lebhaft und eroberte seine Welt. Dem stand nichts im Wege, war er doch mehrfach durchgeimpft (entsprechend dem neuen Schema der Universität München).
Leptospirose oder Stuttgarter Hundeseuche
Und doch kostete ihn eine Infektionskrankheit das Leben, gegen die man ihn geschützt glaubte – Leptospirose, auch Weil´sche Krankheit oder Stuttgarter Hundeseuche genannt.
Die meisten kennen diese Krankheit nur als Namen im üblichen Fünf- oder Sechsfachimpfstoff für Hunde.
Die wenigsten wissen: Der Schutz gegen Leptospirose ist leider nicht so sicher wie gegen Tollwut oder eine der anderen Infektionskrankheiten.
Das hat verschiedene Ursachen: Impfstoffe gegen bakterielle Erreger sind viel schwieriger herzustellen als gegen Viren, und bei den Leptospiren handelt es sich um eine Gruppe von Bakterien ( wie auch die Borreliose).
Es existieren über 100 verschiedene Typen und Subtypen, die man nur serologisch voneinander unterscheiden kann.
Die Quelle für Leptospirose-Infektionen sind überwiegend Mäuse und Ratten, über deren Urin große Mengen an diesen Bakterien ausgeschieden werden. Im Wasser können Leptospiren wochenlang am Leben bleiben, nur durch Eintrocknung sterben sie rasch ab.
Die Bedeutung für den Hundehalter liegt in Spaziergängen im warmen Frühjahr und Herbst. Durch häufige Regenfälle bilden sich flache Pfützen auf den Feldwegen.
Durch die Temperaturen erwärmen sich die kleinen Wasserstellen, so dass die Leptospiren ideale Bedingungen zur Vermehrung finden.
Bekannt ist auch, dass es entlang von Feldwegen jede Menge Mauselöcher ( und natürlich auch Mäuse) gibt, über deren Urin die Bakterien in die Pfütze gelangen.
Hund hat aus Pfütze getrunken, was tun?
Der Durst bringt viele Hunde dazu, während eines Spazierganges aus diesen Pfützen zu trinken.
Abgesehen von möglichen Rückständen an Dünger und Pflanzenchemikalien ( vor allem im Frühjahr), lauert nun auch die Gefahr der Leptospiren dort.
Hund trinkt aus Pfütze. Durch das Trinken aus den Pfützen infiziert sich der Hund.
Direkt von Tier zu Tier kommen Infektionen kaum vor. Besonders hinterhältig ist, daß Leptospiren nicht nur durch kleine Verletzungen der Haut ( oder Mundschleimhaut ) , sondern sogar durch die unversehrte Haut in den Körper gelangen können.
Nun stirbt nicht gleich jeder Hund, der aus einer Pfütze trinkt, da die Magensäure den Erreger abtötet.
Aber über kleine Verletzungen im Maulbereich können Erreger eindringen. Und da sollte man bei Welpen an den Zahnwechsel denken, der für viele offene Stellen in der Schleimhaut sorgt.
Dies war auch das Pech des kleinen Rüden. Nachdem die Leptospiren in die Blutbahn eingedrungen sind, vermehren sie sich dort, zerstören die roten Blutkörperchen und befallen vorwiegend die Nieren, aber auch die Leber und andere Gewebe.
Die Organe können unwiderruflich geschädigt werden. Bei dem kleinen Cavalier kam es zu den typischen Symptomen: Fieber, Brechdurchfall und Gelbsucht. Dann versagten die Nieren unwiderruflich.
Krankheitsanzeichen treten ein bis drei Wochen nach der Infektion auf. Neben den akuten Erkrankungen kennt man auch chronische und subklinische Verlaufsformen, also Infektionen, bei denen man äußerlich am Hund keine Symptome erkennen kann.
Möglicherweise kommt es aber zu Störungen der Nierenfunktion, die später im Blut festgestellt werden.
Alles in Allem eine sehr gefährliche Krankheit, an der sich übrigens auch Menschen infizieren können.
Auch hier kommt es zu Fieber, Gelbsucht und Nierenproblemen. Leider sind im Impfstoff für Hunde nur die Typen L. canicola und L. icterohämorrhagiae enthalten. In Mitteleuropa gibt es aber daneben häufig die Typen L. pomona und grippotyphosa.
Die sind aber nicht im Impfstoff enthalten. Außerdem sollte man wissen, daß gerade Impfstoffe gegen Bakterien meist keine vollen 12 Monate schützen, sondern eher 2 bis 3 Monate kürzer. Die Erkrankung verläuft meist sehr ernst und bei Welpen häufig tödlich.
Daher sollte man – schon im eigenen Interesse – alles unternehmen, um seinen Hund davor zu schützen. Pfützen sollten Tabu sein! Die tödliche Gefahr, die darin lauern kann, sieht man nicht.
Je mehr Hundehalter dies wissen und je mehr Züchter ihre Welpenkäufer darüber informieren, umso weniger Hunde müssen sterben. Man kann sich nur schützen, wenn man die Gefahren kennt.
Merke: Die „Stuttgarter Hundeseuche“ kommt nicht nur in Stuttgart vor!
Dr. Elisabeth Venzl
66497 Contwig – Stambach
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