Ein Welpe zieht ein
Es gibt für uns zwei dringende Leitsätze, die Sie sich zu Herzen nehmen sollten, denn dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen:
Lassen Sie Ihrem Welpen nie etwas durchgehen, was er als erwachsener Hund auch nicht darf.
Konsequenz in der Erziehung bedeutet, im richtigen Moment das Richtige zu tun!
Bei aller Konsequenz – vergessen Sie die Liebe nicht!
Und was noch viel wichtiger ist:
Vergessen Sie bei aller Liebe die Konsequenz nicht!
Ich weiß, alles, was ihr kleiner Welpe in der ersten Zeit macht, ist ja so goldig. Aber glauben Sie mir, wenn der Welpe dann älter wird, wird er es Ihnen schwierig machen, all das wieder abzugewöhnen, was dann lästig wird. Er wird nicht verstehen wollen, warum er jetzt auf einmal gewisse Dinge nicht mehr darf.
Fangen Sie mit der Erziehung in dem Moment an, wenn der Welpe beim Züchter abgeholt wird und glauben Sie denen nicht, die sagen, dass man in den ersten 6 Monaten (oder noch länger) nichts tun sollte. Sie werden das schwer büßen, denn „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“
Ob das nun ist, dass er zur Begrüßung an Ihnen und jedem Besucher hochspringt und Feinstrumpfhosen oder sonstige Kleidungsstücke darunter leiden müssen, erst recht wenn der Hund gerade einen Regenspaziergang hinter sich hat.
Oder er mit Begeisterung ins Bett springt. Sie wollten ihm nur in der ersten Zeit die Mama ersetzen. Ob er hinbieselt wo es ihm gerade passt, weil man in der ersten Zeit noch so viel Nachsehen hatte usw. usw.
Zeigen Sie ihm von Anfang an, was Sie von ihm möchten und was er auf keinen Fall darf.
Bringen Sie ihm also mit einem energischen Nein, Aus oder Pfui bei, dass weder Teppichboden noch Blumen angenagt werden und die Tischdecke auch nicht zum Runterziehen gedacht ist. Hört er nicht auf, dann holen Sie ihn mit dem gleichen Kommando dort weg.
Schuhe – das ist ein ganz heißes Thema, denn der gute „Duft“ der sie umgibt, zwingt Welpen regelrecht dazu, sich intensiv damit zu befassen. Machen Sie es sich nicht so schwer und stellen Sie sie in den Schuhschrank, der natürlich Türen haben sollte. Sollte er doch mal einen erwischen, dann reagieren Sie, wie oben beschrieben.
Gewähren Sie Ihrem Welpen Schlafpausen.
Sie müssen ihn nun nicht immerzu beschäftigen, denn so kann man sich auch einen überaktiven Hund erziehen, der nie seine Ruhe findet. Ein Welpe hat noch ein großes Schlafbedürfnis.
Haben Sie kleine Kinder, dann achten Sie darauf, dass sie sich nicht ständig mit dem neuen „Spielzeug“ beschäftigen. Sorgen Sie auch dafür, dass der Hund die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen. Wir wählten dafür damals (als unsere Kinder noch klein waren) das Schlafzimmer.
Erst brachte ich dem Hund bei, dass er zum Schlafen ins Schlafzimmer gehen soll und dann meinen Kindern, dass sie ihn nicht stören durften, wenn er dort war. Er lernte rasch, dass er so die Möglichkeit hatte, sich zurückzuziehen, wenn es ihm zu viel wurde, was bei drei kleinen Kindern immer wieder mal vorkam.
In wunderbarem Einklang funktioniert das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund, wenn man einander respektiert.
Die ersten Nächte im neuen Heim. Hier muss nun entschieden werden, ob der Hund im Schlafzimmer oder wo auch immer schlafen soll. Schläft er nicht bei Ihnen, dann sollten Sie die ersten Tage dort mit ihm schlafen, wo Sie ihm seinen Platz zugedacht haben.
Ich wünsche für Sie und den Hund, dass das nicht der kalte Flur sein soll. Aber wie wäre es mit dem Wohnzimmer? So gewöhnt er sich an die neue Umgebung und ist nicht allein. Lassen Sie ihn allein, wird er entweder weinen oder versuchen, Ihnen hinterherzukommen.
Für den Tag kann man ihm an einem anderen Ort, an dem er eine ungestörte Ecke hat, eine Kuschelecke einrichten. Er wird sie aber wahrscheinlich nicht oft besuchen, da er lieber bei Ihnen ist.
Die Nachtruhe ist natürlich in der ersten Zeit nicht gesichert. Je nach Veranlagung und was der Welpe beim Züchter schon gelernt hat, wird er in der ersten Zeit ein- bis zweimal in der Nacht müssen.
Nun ist aber davon auszugehen, dass Sie schlafen und somit nicht hören, wenn sich Ihr Welpe auf den Weg macht, um sich ein geeignetes Plätzchen zu suchen. Er ist auch noch zu jung, um sich zu melden. Also werden Sie morgens früh Ihren Wischeimer herausholen müssen.
Das kann man aber vermeiden. Wir geben unseren Welpenkäufern den Rat, einen hohen Karton, ausstaffiert mit seiner Decke und einem Spielzeug, zu nehmen. Stellen Sie sich den Karton neben Ihr Bett oder wo auch immer Sie mit Ihrem Welpen schlafen.
Ein Hund macht nie dorthin, wo er schläft. Also wird er sich bemerkbar machen. Jetzt können Sie ihn das erste Mal loben, denn er hat sich gemeldet. Nehmen Sie ihn dann und tragen Sie ihn raus, wo er sein Geschäft machen kann. Hier ist das zweite Lob fällig und das wäre dann auch gleich wieder ein Schritt in Richtung „stubenrein“.
Und wo wir gerade beim Thema „stubenrein“ sind. Beobachten Sie Ihren Welpen aufmerksam und Sie werden genau sehen, wann er sein Geschäftchen machen muss.
In der ersten Zeit muss der Welpe grundsätzlich nach dem Fressen, nach dem Schlafen, nach dem Spielen – also bei jedem Beschäftigungswechsel. Gehen Sie dann sofort mit ihm raus, haben Sie beide den größten Erfolg. Vergessen Sie natürlich nicht, ihn überschwänglich zu loben, wenn diese Übung erfolgreich war.
Aber Sie können auch sehen, wann er muss: Fährt er mit der Nase über den Boden wie ein Staubsauger und läuft zickzack, dann zügig auf den Arm und raus mit ihm.
Richten Sie ihm für den Notfall eine Ecke her, wo er bieseln darf, ohne dass Sie mit ihm schimpfen, denn sollten Sie es mal nicht sehen, muss er ja eine Möglichkeit haben, ohne Strafe machen zu dürfen.
Legen Sie also am besten neben die Tür, zu der es meistens nach draußen geht, eine Zeitung hin. Zeigen Sie sie ihm und loben Sie ihn, wenn er darauf gemacht hat. Da Hunde aber am liebsten ins Gras machen, wird sich das von allein einstellen.
Was tun Sie, wenn der Welpe mal dort hinmacht, wo er gar nicht sollte? Dann schnappen Sie den Übeltäter „sofort“ und bringen Sie ihn raus. Kommt auch nur noch ein Tropfen, dann loben Sie ihn. So wird er rasant lernen, was Sie von ihm wollen.
Nagt der Welpe an Möbeln, wird das sicher nicht Ihren Beifall finden. Ihm das richtige Kommando geben, ist der erste Schritt. Der Zweite wäre, wenn er nicht aufhört, ihn davon wegzuholen, wieder mit dem Kommando.
Aber mindestens genauso wichtig ist es, ihm einen Ersatz zu bieten. Also geben Sie ihm etwas, worauf er rumnagen darf (Kauknochen, Rebwurzel o.ä.). Vor allem im Zahnwechsel wird seine Nagewut keine Grenzen kennen.
Eines Tages kommt dann auch der Besuch beim Tierarzt. Manche gehen das erste Mal dorthin, um den Hund nur vorzustellen, also einfach ein kurzer Check-up, ohne Spritze. Benehmen Sie sich, als wäre es das selbstverständliche von der Welt.
Machen Sie nicht, was die meisten machen: Der Welpe sitzt bibbernd neben dem Besitzer und der hat nichts Besseres zu tun, als unentwegt den Hund zu streicheln, in der Meinung, er würde ihn beruhigen.
Er macht aber genau das Gegenteil – bestärkt die Angst, denn Streicheln ist Lob! Der Hund hat beim nächsten Tierarztbesuch schon das Bibbern drauf, bevor er in der Praxis ist.
Wenn es die Umgebung zulässt, lassen Sie ihn laufen, damit er alles beschnuppern kann und loben Sie ihn, wenn er sich vorbildlich verhält.
Der Weg zu einem gut erzogenen, selbstsicheren Hund ist nicht der kürzeste. Aber er lohnt sich!